Geschichtenerzähler

Hier gibt es zahlreiche Spiele, bei denen ihr euch austoben könnt.

Re: Geschichtenerzähler

Beitragvon katze » Samstag 1. Oktober 2011, 07:59

Es lebte. Iwan hörte sein leises Knurren.
"Sag mal, wie kannste dir das denn alles leisten, so als T-Punkt-Angestellter?"
Iwan drehte sich um und sah Katharina zum ersten Mal voll ins Gesicht.
"Dann gehen wir." Man solle nur sein Gesicht betrachten. "Ich werde tatsächlich ein tief vergrabenes, dunkles und unerfreuliches Cayhall-Geheimnis verraten."
Roter Wein ergoß sich über den Vorleger und die eingewebte gelbe Sonne. Iwan packte sie am Genick und zog sie, nicht eben behutsam, auf seinen erkämpften Platz. Er lachte hohl aus dem Bauch, wie Tur Prikulitsch beim Appell manchmal lachte, wie große Truthähne bellen. An der Wand dahinter hing ein Porträt von Nathan Bedford Forrest. Die Nase war gerade, das Kinn klein und ziemlich spitz, der Mund senkte sich ein wenig traurig an den Winkeln.
Dicht am Stadteingang lag die Postmeisterei. Iwan hatte das Gefühl, an der Schwelle einer überwältigenden Erkenntnis zu stehen. Ein Frösteln durchlief seine mächtigen Schultern. Er blickte schnell woanders hin.
Stolz und Mut und Angst, aus Stolz und Mut und Angst und Wahnsinn, so viele Abenteuer von Männern im Krieg.
Katharina legte die Hand auf die Armlehne seines beschädigten Rollstuhls.
Wahrscheinlich seien die Aufzüge, die er benutzte, beidemale an der ersten Etage vorbeigefahren.
Ich weiß, nein, ich spüre es, dass sie unschuldig war. Sie hat nicht die geringste Ahnung.

Nach dem Essen standen sie, Zigarre beschneidend am Fenster.
"Sind sie aus Königsberg?" fragte mein Vater.
Er blickte nachdenklich zu Boden. Er paffte ein paar Züge, dann redete er weiter.
Für seinen Geschmack klang der Ausdruck unglaublich widersprüchlich.
Auf einmal merkte er, wie er nervös wurde. "Sie ist meine Mutter", sagte Iwan kaum hörbar.
Er wusste sofort, was nun passieren sollte. Niemand kann mich davon abhalten, dachte er.
Bei der Taufe kam es vor dem Altar zu einem Wortgefecht, weil der Priester sich weigerte, mich nach einer Hunderasse zu nennen.
Ich fragte mich schon länger, wann er einmal umkippen und mich zwingen würde, das komplette beschissene Wörterbuch auszuspucken, auszukotzen, hinzurotzen. Kennen Sie INGE WENZEL? "Sie ist mollig", sagte Iwan; "und manche Männer finden so was verdammt attraktiv". "Iwan, mein Sohn, ich hatte gehofft, wir hätten dich nach den Prinzipien von Gerechtigkeit, Freiheit und Ehrlichkeit erzogen, und ich dachte, wir hätten dir das auch vorgelebt."
"Wir reden hier übers Vögeln, nicht übers Heiraten." "Ja, mein Freund, wäre ich sonst so schnell gekommen?" Seine Stimme klingt tief und rau. Das war natürlich dämlich.
"Gar nichts ist bestens, man kann die Luft in deinem Dunstkreis mit dem Messer schneiden, du stinkendes Etwas!", sagte sie und zündete sich eine neue Zigarette an. Bah! Sie wissen nicht, wie schnell man das hinter sich bringt. Später fanden wir dann heraus, dass man nur ganz wenig davon trinken soll. Rasch goss er den Gallentee in die Yuccapalme. Was total bescheuert war.
Ob der eine oder der andere Buchstabe miteinander zu multiplizieren oder voneinander zu subtrahieren waren, ob Natrium oder Molybdän miteinander einen neuen Stoff bildeten oder ohne jegliche Reaktion aneinander vorbeiflossen, alles mußte er auswendig lernen. Deshalb also war er so angespannt.
"Aber ja, mein Liebling. Mach dir keine Sorgen." Ich nickte. Dann fielen mir die beiden Typen aus dem Café wieder ein. Es war, als wären sie von einer flirrenden Aura umgeben.
Der Vorsitzende unseres Jagdclubs, ein Herr Benazet. Nun wurde die Sache interessant. In seinen legeren braunen Hosen und dem braunen Hemd mit den geknöpften Taschen wirkte er wie ein Safarireisender. Dann stand die Welt auf dem Kopf. Es war ein Vergnügen, sie anzuschauen.

Sie hörte die Koseworte, mit denen die Frauen in der Küche sie bedachten. Die Zeit verging.
Vor Müdigkeit, denn es war eine anstrengende Zeit, fiel sie in einen tiefen Schlaf mit verwirrenden Träumen. "Oh Gott,ich bekomme keine Luft!" Sie fuhr nach Atem ringend aus dem Schlaf erschrocken auf. Dies war erst der Anfang. "Nein", schrie sie, als sie nun vollends erwachte
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Re: Geschichtenerzähler

Beitragvon Smurfi » Sonntag 11. Dezember 2011, 15:11

Da keine Seitenzahl vorgegeben wurde, hab ich einfach irgendeine genommen.

  Es lebte. Iwan hörte sein leises Knurren.
"Sag mal, wie kannste dir das denn alles leisten, so als T-Punkt-Angestellter?"
Iwan drehte sich um und sah Katharina zum ersten Mal voll ins Gesicht.
"Dann gehen wir." Man solle nur sein Gesicht betrachten. "Ich werde tatsächlich ein tief vergrabenes, dunkles und unerfreuliches Cayhall-Geheimnis verraten."
Roter Wein ergoß sich über den Vorleger und die eingewebte gelbe Sonne. Iwan packte sie am Genick und zog sie, nicht eben behutsam, auf seinen erkämpften Platz. Er lachte hohl aus dem Bauch, wie Tur Prikulitsch beim Appell manchmal lachte, wie große Truthähne bellen. An der Wand dahinter hing ein Porträt von Nathan Bedford Forrest. Die Nase war gerade, das Kinn klein und ziemlich spitz, der Mund senkte sich ein wenig traurig an den Winkeln.
Dicht am Stadteingang lag die Postmeisterei. Iwan hatte das Gefühl, an der Schwelle einer überwältigenden Erkenntnis zu stehen. Ein Frösteln durchlief seine mächtigen Schultern. Er blickte schnell woanders hin.
Stolz und Mut und Angst, aus Stolz und Mut und Angst und Wahnsinn, so viele Abenteuer von Männern im Krieg.
Katharina legte die Hand auf die Armlehne seines beschädigten Rollstuhls.
Wahrscheinlich seien die Aufzüge, die er benutzte, beidemale an der ersten Etage vorbeigefahren.
Ich weiß, nein, ich spüre es, dass sie unschuldig war. Sie hat nicht die geringste Ahnung.

Nach dem Essen standen sie, Zigarre beschneidend am Fenster.
"Sind sie aus Königsberg?" fragte mein Vater.
Er blickte nachdenklich zu Boden. Er paffte ein paar Züge, dann redete er weiter.
Für seinen Geschmack klang der Ausdruck unglaublich widersprüchlich.
Auf einmal merkte er, wie er nervös wurde. "Sie ist meine Mutter", sagte Iwan kaum hörbar.
Er wusste sofort, was nun passieren sollte. Niemand kann mich davon abhalten, dachte er.
Bei der Taufe kam es vor dem Altar zu einem Wortgefecht, weil der Priester sich weigerte, mich nach einer Hunderasse zu nennen.
Ich fragte mich schon länger, wann er einmal umkippen und mich zwingen würde, das komplette beschissene Wörterbuch auszuspucken, auszukotzen, hinzurotzen. Kennen Sie INGE WENZEL? "Sie ist mollig", sagte Iwan; "und manche Männer finden so was verdammt attraktiv". "Iwan, mein Sohn, ich hatte gehofft, wir hätten dich nach den Prinzipien von Gerechtigkeit, Freiheit und Ehrlichkeit erzogen, und ich dachte, wir hätten dir das auch vorgelebt."
"Wir reden hier übers Vögeln, nicht übers Heiraten." "Ja, mein Freund, wäre ich sonst so schnell gekommen?" Seine Stimme klingt tief und rau. Das war natürlich dämlich.
"Gar nichts ist bestens, man kann die Luft in deinem Dunstkreis mit dem Messer schneiden, du stinkendes Etwas!", sagte sie und zündete sich eine neue Zigarette an. Bah! Sie wissen nicht, wie schnell man das hinter sich bringt. Später fanden wir dann heraus, dass man nur ganz wenig davon trinken soll. Rasch goss er den Gallentee in die Yuccapalme. Was total bescheuert war.
Ob der eine oder der andere Buchstabe miteinander zu multiplizieren oder voneinander zu subtrahieren waren, ob Natrium oder Molybdän miteinander einen neuen Stoff bildeten oder ohne jegliche Reaktion aneinander vorbeiflossen, alles mußte er auswendig lernen. Deshalb also war er so angespannt.
"Aber ja, mein Liebling. Mach dir keine Sorgen." Ich nickte. Dann fielen mir die beiden Typen aus dem Café wieder ein. Es war, als wären sie von einer flirrenden Aura umgeben.
Der Vorsitzende unseres Jagdclubs, ein Herr Benazet. Nun wurde die Sache interessant. In seinen legeren braunen Hosen und dem braunen Hemd mit den geknöpften Taschen wirkte er wie ein Safarireisender. Dann stand die Welt auf dem Kopf. Es war ein Vergnügen, sie anzuschauen.

Sie hörte die Koseworte, mit denen die Frauen in der Küche sie bedachten. Die Zeit verging.
Vor Müdigkeit, denn es war eine anstrengende Zeit, fiel sie in einen tiefen Schlaf mit verwirrenden Träumen. "Oh Gott,ich bekomme keine Luft!" Sie fuhr nach Atem ringend aus dem Schlaf erschrocken auf. Dies war erst der Anfang. "Nein", schrie sie, als sie nun vollends erwachte. Dann hörte sie die Stimmen.  


Aus "Lucian" von Isabel Abedi
Als nächstes bitte von Seite 100
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Re: Geschichtenerzähler

Beitragvon One of them » Freitag 26. April 2013, 09:50

  Es lebte. Iwan hörte sein leises Knurren.
"Sag mal, wie kannste dir das denn alles leisten, so als T-Punkt-Angestellter?"
Iwan drehte sich um und sah Katharina zum ersten Mal voll ins Gesicht.
"Dann gehen wir." Man solle nur sein Gesicht betrachten. "Ich werde tatsächlich ein tief vergrabenes, dunkles und unerfreuliches Cayhall-Geheimnis verraten."
Roter Wein ergoß sich über den Vorleger und die eingewebte gelbe Sonne. Iwan packte sie am Genick und zog sie, nicht eben behutsam, auf seinen erkämpften Platz. Er lachte hohl aus dem Bauch, wie Tur Prikulitsch beim Appell manchmal lachte, wie große Truthähne bellen. An der Wand dahinter hing ein Porträt von Nathan Bedford Forrest. Die Nase war gerade, das Kinn klein und ziemlich spitz, der Mund senkte sich ein wenig traurig an den Winkeln.
Dicht am Stadteingang lag die Postmeisterei. Iwan hatte das Gefühl, an der Schwelle einer überwältigenden Erkenntnis zu stehen. Ein Frösteln durchlief seine mächtigen Schultern. Er blickte schnell woanders hin.
Stolz und Mut und Angst, aus Stolz und Mut und Angst und Wahnsinn, so viele Abenteuer von Männern im Krieg.
Katharina legte die Hand auf die Armlehne seines beschädigten Rollstuhls.
Wahrscheinlich seien die Aufzüge, die er benutzte, beidemale an der ersten Etage vorbeigefahren.
Ich weiß, nein, ich spüre es, dass sie unschuldig war. Sie hat nicht die geringste Ahnung.

Nach dem Essen standen sie, Zigarre beschneidend am Fenster.
"Sind sie aus Königsberg?" fragte mein Vater.
Er blickte nachdenklich zu Boden. Er paffte ein paar Züge, dann redete er weiter.
Für seinen Geschmack klang der Ausdruck unglaublich widersprüchlich.
Auf einmal merkte er, wie er nervös wurde. "Sie ist meine Mutter", sagte Iwan kaum hörbar.
Er wusste sofort, was nun passieren sollte. Niemand kann mich davon abhalten, dachte er.
Bei der Taufe kam es vor dem Altar zu einem Wortgefecht, weil der Priester sich weigerte, mich nach einer Hunderasse zu nennen.
Ich fragte mich schon länger, wann er einmal umkippen und mich zwingen würde, das komplette beschissene Wörterbuch auszuspucken, auszukotzen, hinzurotzen. Kennen Sie INGE WENZEL? "Sie ist mollig", sagte Iwan; "und manche Männer finden so was verdammt attraktiv". "Iwan, mein Sohn, ich hatte gehofft, wir hätten dich nach den Prinzipien von Gerechtigkeit, Freiheit und Ehrlichkeit erzogen, und ich dachte, wir hätten dir das auch vorgelebt."
"Wir reden hier übers Vögeln, nicht übers Heiraten." "Ja, mein Freund, wäre ich sonst so schnell gekommen?" Seine Stimme klingt tief und rau. Das war natürlich dämlich.
"Gar nichts ist bestens, man kann die Luft in deinem Dunstkreis mit dem Messer schneiden, du stinkendes Etwas!", sagte sie und zündete sich eine neue Zigarette an. Bah! Sie wissen nicht, wie schnell man das hinter sich bringt. Später fanden wir dann heraus, dass man nur ganz wenig davon trinken soll. Rasch goss er den Gallentee in die Yuccapalme. Was total bescheuert war.
Ob der eine oder der andere Buchstabe miteinander zu multiplizieren oder voneinander zu subtrahieren waren, ob Natrium oder Molybdän miteinander einen neuen Stoff bildeten oder ohne jegliche Reaktion aneinander vorbeiflossen, alles mußte er auswendig lernen. Deshalb also war er so angespannt.
"Aber ja, mein Liebling. Mach dir keine Sorgen." Ich nickte. Dann fielen mir die beiden Typen aus dem Café wieder ein. Es war, als wären sie von einer flirrenden Aura umgeben.
Der Vorsitzende unseres Jagdclubs, ein Herr Benazet. Nun wurde die Sache interessant. In seinen legeren braunen Hosen und dem braunen Hemd mit den geknöpften Taschen wirkte er wie ein Safarireisender. Dann stand die Welt auf dem Kopf. Es war ein Vergnügen, sie anzuschauen.

Sie hörte die Koseworte, mit denen die Frauen in der Küche sie bedachten. Die Zeit verging.
Vor Müdigkeit, denn es war eine anstrengende Zeit, fiel sie in einen tiefen Schlaf mit verwirrenden Träumen. "Oh Gott,ich bekomme keine Luft!" Sie fuhr nach Atem ringend aus dem Schlaf erschrocken auf. Dies war erst der Anfang. "Nein", schrie sie, als sie nun vollends erwachte. Dann hörte sie die Stimmen. "Ich glaube trotzdem nicht, dass sie es nur gestohlen haben, weil es wertvoll ist.", murmelte sie.  


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