von Friedel » Dienstag 30. August 2011, 19:10
Ich gehe mal davon aus, dass es hier nicht nur um die Rätselserie von Phoenix geht, sondern allgemein um die Frage, wann ein Rätsel nominiert werden kann. Imho gibt es dabei 2 relevante Regeln, die nicht klar definiert sind. Zum einen muss sich der Rätselsteller das Rätsel selbst ausgedacht haben. Zum anderen muss es wohl ein neues Rätsel sein. Von dieser Regel habe ich hier zwar noch nie gelesen, aber ich gehe davon aus, dass sie implizit gilt. Wenn Rätselsteller A ein Rätsel einfällt, (er es hier stellt und es im gleichen oder im nächsten Monat gelöst wird,) kann er es nominieren. Wenn Rätselsteller B ein halbes Jahr später in Unkenntnis des Rätsels von Rätselsteller A das gleiche Rätsel einfällt, kann er es nicht nominieren.
Bei der ersten der beiden Regeln stellt sich natürlich die Frage, wann ein Rätsel selbst ausgedacht ist. Gilt eine selbst ausgedachte Variation eines bekannten Rätsels als selbst ausgedachtes Rätsel? Und wann ist das Rätsel eine Variation eines anderen Rätsels? Und wann ist ein Rätsel bzw. die Variation überhaupt selbst ausgedacht? Welche Hilfsmittel sind dabei erlaubt?
Bei der zweiten Regel liegen die Unklarheiten ganz ähnlich. Ist ein Rätsel schon ein neues Rätsel, wenn sich der Rätselsteller eine neue Rahmengeschichte ausgedacht hat? Oder wenn zusätzlich (oder statt dessen) ein paar Parameter verändert wurden? Wie sehr müssen sich 2 Rätsel unterscheiden, damit das zweite davon als neues Rätsel gelten kann?
Bei der Frage, ob ein selbstgeschriebenes Programm zur Generierung der Rätsel als Hilfsmittel erlaubt ist, bin ich der Meinung, dass das klar mit "Ja" beantwortet werden sollte. Es ist imho irrelevant, ob sich der Rätselsteller seine Daten merkt, auf einem Blatt Papier in eine Tabelle schreibt, oder in einer Datenbank speichert. Wichtig ist, dass es diese Daten selbst zusammengetragen hat und nicht eine fremde Datenbank, ein Rätsellexikon oder ähnliches als Quelle benutzt. Und es ist auch irrelevant, ob er sich den logischen Aufbau seines Rätsels im Kopf ausdenkt, das gleiche schriftlich berechnet oder ob er das ganze mit einem selbst geschriebenen Programm macht. Entscheidend ist imho, ob er sich den Algorithmus selbst ausgedacht hat. Folglich sollte es auch keine Beschränkung geben, dass man nur eine bestimmte Zahl der so erstellten Rätsel nominieren darf. Das gilt sowohl für die Rätsel, die ein Rätselsteller C mit dem Programm erzeugt wurden und denen daher allen der gleiche Algorithmus zugrunde liegt, als auch für die Rätsel, die sich der Rätselsteller D ausgedacht hat, seine Datenbank im Kopf hat, und dessen Rätsel aber auch alle auf dem selben Algorithmus basieren. (Natürlich basieren die Rätsel von Rätselsteller D nicht auf dem selben Algorithmus, wie die von Rätselsteller C. Aber die Rätsel von Rätselsteller C basieren auf einem gemeinsamen Algorithmus, und die Rätsel von Rätselsteller D basieren auf einem gemeinsamen Algorithmus.) Wenn Phoenix seine Rätsel selbst erstellt hat, hat er sie alle selbst erstellt, nicht nur das erste davon.
Bleibt die Frage, ob jedes der Rätsel ein neues Rätsel ist. Die Rätsel von Phoenix haben alle keine Rahmengeschichte bzw. alle die selbe minimale Rahmengeschichte. Das ist aber bei dieser Art von Rätseln imho auch sinnvoll. Es sind schließlich Kombinatorikaufgaben. Natürlich könnte er im einen Rätsel die Personen "A", "B", "C" usw., im nächsten Rätsel dann "Anna", "Berta", "Claudia", Doris" usw. und dann ""der Apotheker", "der Briefträger" usw. nennen. Aber am Algorithmus würde das nicht ändern. Ich bin der Meinung, dass alle Variationen dieser Rätsel als jeweils neue, selbsterstellte Rätsel gelten sollten, solange für die Lösung neue kombinatorische Überlegungen an zu stellen sind. Bisher war das bei allen seinen Rätseln, die ich gelöst habe oder versucht habe zu lösen, das war nach meiner Schätzung etwa 60% der Rätsel aus dieser Serie, der Fall. Eine Einschränkung, aufgrund der nur ein Rätsel, das mit diesem Programm generiert wurde, als neu gelten soll, halte für weder gerecht noch sinnvoll. Phoenix hat ja einigen Aufwand betrieben, sein Programm so zu schreiben, dass er Parameter vorgeben kann, durch die das Programm viele verschiedene Rätsel erstellen kann. Hätte er das nicht gemacht, müsste er für jedes Rätsel ein neues Programm schreiben, das sich allerdings nicht sehr wesentlich vom alten Programm unterscheiden würde. Dann könnte jedes der Programme ein neues Rätsel erzeugen. Dann dürfte er all diese Rätsel nominieren. Schließlich soll ja nicht festgelegt werden, dass nur ein mal insgesamt ein Rätsel nominiert werden darf, das von einem Programm erzeugt worden ist.
Meiner Meinung nach unterscheiden sich die Rätsel von Phoenix so sehr voneinander, wie sich Kombinatorikrätsel der selben Art eben voneinander unterscheiden können. 2 Rätsel diese Serie von Phoenix sind so unterschiedlich, wie 2 beliebige Logicals.
Dass z.B. Pitti seine Rebusse ohne Programm erstellt, halte ich nicht für ein Kriterium, ob er sie nominieren darf. Pitti wähle ich hier übrigens als Beispiel, weil er mir als erstes einfällt, wenn ich überlege wer immer wieder Rätsel des selben Typs einstellt. Schließlich nennt er seine Rebus alle "Pitti Rebus". Ich möchte damit auf keinen eine weitere Diskussion anregen, ob er Ich bin mir ziemlich sicher, dass Pitti ein Archiv an Rätselbildern benutzt und daraus sein Rebusse erstellt. Ob er dieses Archiv in einer Datenbank (mit Schnittstelle für ein Programm), in einer selbst erstellten Bildersammlung auf dem Pc oder (unbewusst?) im Kopf hat, ändert den Aufwand bei der "Selbsterstellung" der Rätsel zwar quantitativ, aber imho nicht qualitativ. Solange bei seinen Rebussen jeweils neue Algorithmen bzw. Ideen nötig sind, halte ich all die Rebusse für jeweils neue, selbst erstellte Rätsel - Unabhängig davon, ob er die Datenbank mit den Bilderrätseln im Kopf, auf dem Pc oder in einem Ordner im Bücherregal hat. Wie die Rätsel erstellt wurden, kann mir als lösendem eigentlich egal sein.
Bleibt noch die Rahmengeschichte. Meiner Meinung nach, könnte Phoenix seinen Rätseln eine passende Rahmengeschichte verpassen. Bei verschiedenen Logicals gibt es normalerweise auch immer verschiedene Geschichten. Mal sind es verschiedenen Vornamen, denen verschiedene Fahrzeuge, Getränke, Urlaubziele und/oder Wochentage zugeordnet werden müssen. Ein anderes Mal sind es verschiedene Nachnamen, oder Berufe oder sonst was, denen Haustiere, Lieblingsspeisen, Wohnhäuser, Farben usw. zugeordnet werden müssen. Das spielt für das Rätsel und dessen Lösungsweg normalerweise keine Rolle. Aber dadurch werden die Logicals subjektiv als unterschiedlich empfunden. Das könnte Phoenix auch leicht erreichen, indem er seine Buchstaben und Räume jeweils durch Vornamen und Hausnummern, Berufe und Koordinaten, Nachnamen und Parkplätze oder ähnlich umschreiben würde. Damit würden die Rätsel subjektiv eher als unterschiedlich wirken. Für den Kombinatorik-Begeisterten Rater wäre das aber ein Nachteil oder zumindest ein zusätzlicher Faktor, der nicht zur Kombinatorik gehört. Empfehlen würde ich ihm das daher nicht. Meiner Meinung nach, sollte das auch kein Grund sein, dass er nicht mehrere der Rätsel nominieren darf.
Nach den derzeitigen Regeln zur Nominierung, wird Phoenix imho eh nur eine kleine Zahl seiner Rätsel nominieren können. Wenn er sie weiter so gehäuft einstellt, wie bisher, wird er nächsten Monat wahrscheinlich sämtliche wählbaren Parameter seines Programms durch haben. Damit kann er also ein Rätsel für den August und eins für den September nominieren. Dann dürften die Kombinationen der Parameter allmählich ausgeschöpft sein. Zwar halte ich die Diskussion über das Thema für sinnvoll, den aktuellen Bezug zu den Rätseln von Phoenix bzw. Pitti, aber nur, wenn sie als Beispiele für die Argumentation herangezogen werden.