Leicht und lustig
Ein Gedicht von Joachim Ringelnatz (eigentlich Hans Bötticher)
Deutscher Schriftsteller, Maler und Schauspieler
1883 geboren, 1934 verstorben
LustmordSie stänkerte. Dennoch habe ich sie -
weil sie käuflich war – gekauft.
Und habe, vielleicht aus Ironie,
sie “Mucker” getauft.
Ich riss ihr gierig mit rauer Hand
die einzelnen Kleider herunter,
zunächst ein leichtes Flittergewand,
dann anderen, gröberen Plunder.
Und Rock und Röckchen nach Röckchen fiel
herab. Ich riss und zerfetzte
mit Wolllust. Ich wollte – das war mein Ziel -
das Nackte, das Wahre, das Letzte.
Doch immer, wenn ich das rosige Glück
der Nacktheit zu schauen vermeinte,
kam wieder noch irgendein Kleidungsstück.
Ich wütete weiter, ich
weinte.
Doch als ich sie völlig enthemdet
hatte, blieb nichts, restlos nichts.
Und in dieses Nichts bohrt befremdet
der Stachel meines Gedichts.
Jedoch erübrigt sich jede
Kritik, jeder Kommentar
weil die, von der ich hier rede,
eine

war.
Na, was war es, das völlig
Enthemdete?
Viel Spaß beim Rätseln
flicflac