von mikelbig » Montag 2. November 2020, 16:46
Es fängt schon bei der Wortwahl an:
"Webdesigner" ist jemand, der in erster Linie für das Design einer Website zuständig ist. Also das Aussehen. Das bedeutet leider nicht, dass das Ergebnis auch funktional nutzbar ist. Zum Webdesigner fühlt sich jeder berufen, der mit einem Webeditor umgehen kann (oftmals einfach nur Wordpress) und ein gewisses Gefühl für ein optisch ansprechendes Erscheinungsbild zu besitzen glaubt.
Wie mit italienischen Schuhen: sehen schick aus, sind teuer, aber darin laufen kann man nicht wirklich.
Das Problem, das wir mit Webdesigner bisher hatten, ist, dass sie keine Ahnung vom späteren Ablauf und den Zusammenhängen der einzelnen Seiten haben und haben wollen. Sie hinterfragen nichts, und wenn man ihnen nicht haarklein vorkaut, welcher Klick welche Wirkung haben soll, dann kann man das Ergebnis in der Regel vergessen.
Ein einfacher Webshop wird noch gehen (da gibt es eh genug Systeme, der Designer erstellt dann nur ein optisches Template), eine kompliziertere Webanwendung dürfte i.d.R. scheitern. In einem unserer Versuche wurden vom Designer regelrechte Escherbilder erstellt (die, in denen das Wasser im Kreis immer bergab fließt oder die Treppen alle abwärts führen, um am Ende wieder am Anfang anzukommen). Optisch schick, technisch nicht umsetzbar (außer als Abfolge von Bildern, in die man hineinklickt).
"Webentwickler" hingegen drückt aus, dass hier auch über die Funktionalität nachgedacht wird. Ein guter Webentwickler versucht, die gewünschten Abläufe einer Seite zu verstehen und macht dann Vorschläge für die Implementierung. Im Idealfall arbeiten Webdesigner und Webentwickler Hand-in-Hand.
Es kommt also darauf an, was genau man erstellt haben will.
Falls es aufgefallen ist: ich halte Wordpress für eine Eierlegende Wollmilchsau, bei der die Eier faul sind, die Wolle räudig, die Milch sauer und die Sau bereits jenseits der Schlachtreife ist. (von den vielen Sicherheitslücken einmal ganz abgesehen) Für jeden ungefähr gleich schlecht geeignet. Aber natürlich günstig, leicht zu lernen (gut für den Designer), weniger leicht zu pflegen (schlecht für den Auftraggeber, es sei denn, er bezahl den Designer für jede inhaltliche Änderung). Wichtig: Adminzugang verlangen bzw. dem Designer keinen geben (je nach dem, wer das System einrichtet).
Tip: vorab ein detailliertes Flussdiagramm der gewünschten Abläufe erstellen und in die Auftragsbeschreibung integrieren. Sonst steht man am Ende mit einer (hübschen) Website da, die man nicht wirklich gebrauchen kann.