gp3050 hat geschrieben: Diese kurze Schreibstil liegt mir einfach nicht, ich kriege es einfach nicht so hin, die Sätze so kurz und präzise wie möglich zu fassen, ferner ist bei mir jeder Satz zu lang usw.
Geht mir oft ähnlich. Wenn viele Dinge voneinander abhängig sind, neigt man dazu, sie in verschachtelte Nebensätze zu packen. Das wirkt oft besser, als vorher mit scheinbar zusammenhanglosen Fakten zu kommen, um sie dann in einem späteren, kurzen Satz zu verknüpfen. Die Kunst des Erzählens liegt im Spagat dazwischen.
Von allgemeinen Dingen wie Kommaregeln, Satzstellung und kleineren stilistischen Fehltritten abgesehen, ist es in einigen Fällen die Wortwahl, die die Geschichte stellenweise holperig wirken lässt.
Wobei die Formulierung 'sofort alle wieder bei Bewusstsein' mir schon vorher einen Hinweis gab. Normalerweise hätte man gesagt 'sofort alle wieder hellwach'. 'Bei Bewusstsein' lässt darauf schließen, dass die Beteiligten nicht nur geschlafen hatten, sondern bewusstlos waren. Ob diese verräterische Formulierung Absicht war, oder unterbewusst verwendet wurde, kann ich natürlich nicht sagen.
Verwirrt haben mich die fettigen Finger am Anfang. Wer, der nur Schweinebraten mit Soße und Klößen isst, hat fettige Finger, von denen sogar das Fett tropft? Bei Gänsekeule oder Ente, die man evtl. in die Finger nimmt, und die extrem fettig sein könnte, ist das verständlich, aber bei Schweinebraten? Zu viele Details erwecken den Eindruck, dass der Autor verzweifelt versucht, relevante Informationen einzustreuen, damit der Leser die Auflösung am Ende als nicht zu sehr an den Haaren herbeigezogen empfindet. Auch andere, weniger merkwürdige aber ebenfalls überflüssige Informationen ('Vegetarier' , 'nur-Kaffee-Trinker') habe ich auch als erzählerisch holprig und daher möglicherweise Lösungsrelevant abgespeichert, auch wenn sie später keine weitere Relevanz hatten (wenn man davon absieht, dass die Gäste offensichtlich nicht durch Schlafmittel im Essen betäubt wurden, falls nicht sämtliche Speisen vergiftet waren)
Bei Doyle haben derartige Informationen hingegen in der Regel komplett gefehlt und tauchen erstmalig in der von Holmes vorgetragenen Auflösung auf. Ein Grund, warum ich die Originalgeschichten (die ich auch im Original-Englisch gelesen habe) nie so richtig genießen konnte. Im Gegensatz zu vielen Verfilmungen der Neuzeit, wo man zumindest optisch oft in der Lage ist, die entscheidenden Hinweise aufzuschnappen. Hier war hingegen einiges, wenn nicht alles vorhanden, um selber auf die Lösung zu kommen. Ach wenn die Verwunderung über die Anomalie an der Wand erzählerisch nicht gut genug herausgearbeitet wurde. Mein Vorschlag: beim ersten Mal 'betrachtet eine bestimmte Stelle...', beim zweiten Mal 'schaute wieder zu der Stelle... und runzelte verwundert die Stirn' oder so ähnlich. So, wie es momentan geschrieben ist, kann man nicht darauf kommen, dass sich etwas verändert hätte, sondern nur, dass da wohl etwas relevantes zu sehen war (was einem nicht hilft, wenn man nicht weiß, was)
In die Irre geführt hat mich zunächst die Tür. Türen pflegen selten komplett aus der Verankerung zu fliegen, wenn man sie aufbricht. Normalerweise bricht der Riegel aus der Zarge, weil das mit Abstand die schwächste Stelle ist.
Daher hatte ich manipulierte Scharniere im Verdacht, so dass man die Tür im verschlossenen Zustand eingehängt hatte. (bei den sog. Berliner Bändern, wie ich sie in meiner Wohnung habe, ginge das mit etwas Fingerspitzengefühl tatsächlich)
So oder so, eine nette Geschichte mit einer auch für mich neuen Idee.