Fünfkornsemmeln Rätsel ist gelöst

Rätsel, die zum Lösen einen größeren Zeitaufwand erfordern, wie z. B. schwierige Physik- und Matherätsel.

Fünfkornsemmeln

Beitragvon Otmar » Donnerstag 23. August 2012, 23:00

In Sepps Heimat gibt es eine kreisrunde Agrarfläche mit 650 Metern Durchmesser. Auf dieser Fläche wird in vier rechteckigen Feldern, die jeweils von der Mitte bis zum Rand reichen und deren Seiten eine in Metern ganzzahlige Länge haben, Weizen, Gerste, Roggen und Hafer angebaut. Auf einem weiteren 53 Meter breiten und 336 Meter langen Streifen Ackerland wird Dinkel angebaut. Der Ertrag je Quadratmeter ist gleich, unabhängig von der Getreidesorte und wird restlos zum Backen völlig gleicher Fünfkornsemmeln verwendet. Von der Zusammensetzung der Semmeln ist bekannt, dass der Weizenanteil mindestens dreimal so groß ist, wie der Haferanteil und der Roggenanteil genau so groß ist, wie die beiden Anteile von Gerste und Dinkel zusammen. Wie viel Semmeln hat Sepp in diesem Jahr gekauft, wenn der gesamte dieses Jahr von ihm gekaufte Haferanteil gerade so groß ist, wie der Gerstenanteil, der in allen von Sepp im vorigen Jahr gekauften Semmeln war und Sepp voriges Jahr an keinem Tag mehr als fünf Fünfkornsemmeln kaufte?
Spoilersperre ist festgelegt - Spoiler sind geöffnet
Start: Donnerstag 23. August 2012, 23:00
Ende: Sonntag 26. August 2012, 23:00
Aktuell: Montag 29. April 2024, 10:40
Liebe Grüße, Otmar.
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Re: Fünfkornsemmeln

Beitragvon Friedel » Freitag 24. August 2012, 09:00

Schöne Aufgabe, finde ich.

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Die 4 rechteckigen Felder, die in der Kreisförmigen Agrarfläche liegen, müssen ganzzahlige Seitenlängen haben, und die Diagonalen dieser Rechtecke müssen 325 m lang sein. Dafür gibt es folgende Möglichkeiten:
  • 36² + 323² = 325²
  • 80² + 315² = 325²
  • 91² + 312² = 325²
  • 125² + 300² = 325²
  • 165² + 280² = 325²
  • 195² + 260² = 325²
  • 204² + 253² = 325²

Die Flächen dieser Felder wären [m²]
  • 36 * 323 = 11628
  • 80 * 315 = 25200
  • 91 * 312 = 28392
  • 125 * 300 = 37500
  • 165 * 280 = 46200
  • 195 * 260 = 50700
  • 204 * 253 = 51612

Das Dinkelfeld ist 53 m * 336 m = 17808 m² groß.

Das Roggenfeld ist so groß, wie das Gerstefeld und der Dinkelacker zusammen. Das geht bei diesen Feldgrößen nur, wenn das Roggenfeld 46200 m² und das Gerstefeld 28392 m² groß ist.

Außerdem ist die Weizenfläche mindestens 3 mal so groß, wie die Haferfläche. Da die größte Einzelfläche 51612 m² hat, kann die Haferfläche maximal 51612 m²/3 = 17204 m² haben. Nur das Feld mit 11628 m² kann also das Haferfeld sein.

Otmar hat geschrieben:Wie viel Semmeln hat Sepp in diesem Jahr gekauft, wenn der gesamte dieses Jahr von ihm gekaufte Haferanteil gerade so groß ist, wie der Gerstenanteil, der in allen von Sepp im vorigen Jahr gekauften Semmeln war und Sepp voriges Jahr an keinem Tag mehr als fünf Fünfkornsemmeln kaufte?
Da die Verhältnisse dieser Anteile, den Verhältnissen der Flächen entsprechen, berechne ich das kgV aus den Flächen für Hafer und Gerste. Das ist 27511848 m². Letztes Jahr hat er demnach 27511848 m²/ 28392 m² = 969 Fünfkornweck gekauft. Dieses Jahr hat er schon 27511848 m²/ 11628 m² = 2366 Fünfkornweck gekauft.
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Re: Fünfkornsemmeln

Beitragvon Otmar » Montag 27. August 2012, 20:53

Hallo Friedel,
da die Spoilerzeit inzwischen abgelaufen ist, wird es Zeit, dir zur richtigen Lösung herzlich zu gratulieren. :glueckwunsch: :gutgemacht: und vor allem in Rekordzeit!

Ich werde - sobald ich noch etwas Zeit finde - auch noch eine etwas andere Lösung einstellen in der die Flächen der Felder vorab nicht berechnet werden müssen.
Liebe Grüße, Otmar.
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Re: Fünfkornsemmeln

Beitragvon Otmar » Sonntag 2. September 2012, 01:20

Hallo,
nun noch die versprochenen Lösung.
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Beginnend mit einer Skizze:

fünfkorn.png
fünfkorn.png (17.56 KiB) 1316-mal betrachtet


Kleine Konvention für diese Lösung: Alle Längen sind in Meter und alle Flächen in Quadratmeter angegeben.

In der Skizze ist die Agrarfläche mit den 4 Feldern dargestellt. Da alle 4 von der Mitte bis zum Rand reichen, ist eine Ecke jedes Feldes der Kreismittelpunkt und die diagonal gegenüberliegende Ecke liegt auf dem Rand, weshalb die Diagonale jedes Feldes bei allen 4 im Kreis liegenden Feldern dem Kreisradius r = 650/2 = 325 entspricht. Zeichnet man beide Diagonalen eines Feldes, so sieht man, dass der Umkreis der Felder ein Kreis mit Durchmesser 325 ist. Aus dem rechten Dreieck in der Skizze, ließt man ab, dass die Rechtecksfläche des gelben Rechtecks F=2*(r*h/2) = r*h ist. Wir wählen die Bezeichnung für a und b so, dass b >= a ist, also P zwischen M und B liegt. Dann wird bei Verschiebung von P nach links h immer größer und wegen F=r*h auch die Rechtecksfläche immer größer. Sie nimmt ein Maximum für h = r/2 an, wenn P auf M liegt. Also ist F <= r²/2. Bei der Verschiebung von P nach links wird auch q größer und wegen a²=h²+q² nach Phytagoras wird auch a immer größer und wegen b²=r²-a² wird dann b immer kleiner. D.h. umgekehrt, wenn b kleiner wird, wird F größer solange b >= a ist.
Die Weizenfläche W ist also kleiner gleich r²/2 = 52812,5. Und die ganzzahlige Haferfläche H <= W/3 ist höchstens 17604. Wenn die gelbe Fläche das Haferfeld darstellt, dann ist H = a*b = wurzel(r²-b²)*b. Nun wissen wir, wenn b kleiner wird, dann wird H größer, solange b>=a was wir annehmen dürfen. Nun ist b kleiner als r und wir probieren b von 324 bis 321 durch, da bei b = 320 die Fläche H = 18172,507 > 17604 schon zu groß für das Haferfeld ist. Für 321 <= b <= 324 ist nur bei b = 323 die Seite a ganzzahlig, da nur dort a² = r²-b² eine Quadratzahl ist. Also haben wir die Haferfläche mit H=wurzel(325²-323²)*323 und merken uns H = 11628.
Jetzt brauchen wir noch die Gerstenfeldfläche G. Mit den Angaben zur Dinkelfläche D und zur Roggenfläche R kommen wir weiter. Nehmen wir an G=i*j und R=l*m. Wobei i und j bzw. l und m die ganzzahligen Seiten des Gersten- und Roggenfeldes sind. Wir wissen noch D=R-G. Nun kommt der Trick. Wir betrachten die Summen der Rechtecksseiten u=i+j und v=l+m. Da r die Diagonale auch dieser Rechtecke ist, gilt:
u²=(i+j)² = i²+j²+2ij = r²+2R und
v²=(l+m)² = l²+m²+2lm = r²+2G also
u²-v²=(u+v)(u-v)=2(R-G)=2D
Wir setzen nun noch x=u+v und y=u-v und erhalten
x*y = 2D = 2*53*336 = 2^5*3*7*53
Und wegen R <= r²/2 ist u² = r²+2R <= r² + 2 r²/2 = 2r² = 211250. Also u und analog v sind kleiner gleich 459. Wegen der Dreiecksungleichung (z.B. gelbes Dreieck) sind beide Kathetensummen u und v natürlich auch größer als r=325. Also gilt für x=u+v: 650<x<=918. Da x nur Primfaktoren aus xy=2^5*3*7*53 haben kann ist x entweder 2^5*3*7=672 oder x ist durch 53 teilbar.
Aus x=672 --> y=53 --> u=(x+y)/2=362,5 was nicht geht, da u=i+j ganzzahlig sein muss. Also ist x durch 53 teilbar und wegen 650/53 < x/53 <= 918/53 gilt 13 <= x/53 <= 17. Nun hat x/53 nur Primfaktoren aus 2^5*3*7 und kann deshalb nur einen der beiden Werte 14 oder 16 annehmen.
Angenommen x/53=14 --> x=742 --> y=48 --> v=(x-y)/2=347 --> G=(v²-r²)/2 = 7292. Das kann nicht sein, da bei der Berechnung des Haferfeldes kein Feld mit einer Fläche unter 11628 ganzzahlige Seiten hatte. Also ist x/53=16 --> x=848 --> y=42 --> v=(x-y)/2=403 --> G=(v²-r²)/2= 28392 und wir merken uns G=28392.
Zu den Semmeln. Sepp hat voriges Jahr n Semmeln gekauft. Wenn er dieses Jahr k Semmeln kaufte, gilt n*G = k*H oder n/k = H/G = 11628/28392 = 969/2366. Der rechtsseitige Bruch lässt sich nicht mehr kürzen. Also ist n = z*969 und k = z*2366 mit einer noch zu bestimmenden ganzen Zahl z. Dieses z ist gleich 1, denn wäre z = 0 hätte Sepp keine Semmeln gekauft und wäre z >= 2 dann hätte Sepp voriges Jahr mindestens 2 * 969 = 1938 Semmeln gekauft, was aber nicht der Fall war, da er voriges Jahr höchstens 366*5 = 1830 Semmeln kaufte.

Also hat Sepp dieses Jahr genau 2366 Semmeln gekauft.
Liebe Grüße, Otmar.
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Re: Fünfkornsemmeln

Beitragvon Otmar » Montag 3. September 2012, 18:25

Hallo zusammen,
ich habe für die Lösung von Friedel noch eine kleine Ergänzung.

Wenn man schon oder noch weiss, dass die ganzzahligen Lösungen der Gleichung a²+b²=c² pythagoreische Tripel heißen, mit den Friedel bei der Lösung der Fünfkornsemmeln begonnen hatte, wird man sehr schnell im Netz fündig:

Mehr ->
http://www.arndt-bruenner.de/mathe/scripts/pythagotripel.htm hat am Ende der Seite ein Formular, mit dem man die möglichen Seitenlängen der Felder sofort berechnen kann:
phythagoreische tripel arnd brünner.png
phythagoreische tripel arnd brünner.png (9.91 KiB) 1303-mal betrachtet


Und wenn man es lieber zu Fuß machen möchte, bietet wiki ein mögliches Verfahren:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pythagoreisches_Tripel
Daraus entnimmt man, das man 325 in alle möglichen Produkte 325=65*5=25*13=5*65=1*325=n*t zerlegen muss und für jeden Teiler t primitive Tripel sucht, was ganz einfach ist, wenn man die Quadratzahlen bis 18 kennt. Man zerlegt t = u²+v² in eine Summe zweier Quadrate wobei u und v teilerfremd sein sollten und dann hat man schon die Seiten a und b mit a = n(u²-v²) und b=n(2uv).

Hier eine Tabelle:
t  = u² + v²   u   v   teilerfremd  u²-v²  2uv   n    a     b
--------------------------------------------------------------
5 4 1 2 1 ja 3 4 65 195 260
13 9 4 3 2 ja 5 12 25 125 300
25 16 9 4 3 ja 7 24 13 91 312
65 64 1 8 1 ja 63 16 5 315 80
65 47 16 7 4 ja 33 56 5 165 280
325 324 1 18 1 ja 323 36 1 323 36
325 289 36 17 6 ja 253 204 1 253 204
325 225 100 15 10 nein das brauchen wir nicht mehr
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